Tel Aviv – die weiße Stadt - werkhaus Magazin
Mrz 10

Tel Aviv – die weiße Stadt

Design

Bauhaus und Brutalismus

Um die 4000 Gebäude verteilen sich über die City von Tel Aviv. Viele sind jedoch schwer vom Klima gezeichnet und sind bestenfalls grau und wirken doch sehr marode. Wie kommt es, dass diese vor sich hin darbenden Gebäude, die nicht mal als Essemble genau zu verorten sind, von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde? Nun, man muss schon genau hinschauen und sich von der Geschichte und vom Flair dieser Stadt mitziehen lassen, um die historische Bedeutung des Bauhaus in Tel Aviv zu erfassen.

Leider typischer „look“ vieler Bauhaus Gebäude in Tel Aviv

Form follows function äh…Hitze!

Dieses Prinzip wurde der Wüstenstadt angepasst. Die Häuser standen auf sogenannten Pilotis, um für Belüftung zu sorgen. Statt Fensterfronten wurden Lichtleisten oder Bullaugen gesetzt. „Schürzen“ an den Balkonen sorgten für Schatten, Schlitze verbesserten die Luftzirkulation. Flachdächer dienten als gemeinsamer Aufenthaltsort in heißen Sommernächten. Ursprünglich wurden die Appartmentblocks als Kooperativen verwaltet, mit Wäscherei, Postamt und Kindergarten, ganz im Stil der Kibbutzim auf dem Land. Der neue Stil stand für die neue egalitäre Gesellschaft. Kein Geschnörksel mehr sondern funktionaler Wohnraum. Die „white City“ war Sinnbild des nationalen Neuanfangs.


Dem Klima angepasst: mal kubistisch, mal gerundet wie ein Schiffsbug, aber immer weiß gestrichen

Schönheit an der Dizengoff Street

Das Cinema Hotel ist das herausragende Gebäude am Dizengoff Platz: strahlend weiß, Flachdach und Pfahlvorbau – ein Musterexemplar des Bauhaus in Tel Aviv. Der Platz ist ein guter Ausgangspunkt für eine Bauhaus-Tour. Die Architektin Genia Averbuch war gerade einmal 25 Jahre alt, als sie den Auftrag erhielt den Platz zu gestalten.

Ein wenig irreführend ist der Begriff „Bauhaus“ sowieso. Zwar waren es hauptsächlich deutsche Architekten, die mit der Einwanderungsflut der 30-iger Jahre einen neuen Stil nach Palästina brachten. Einige hatten unter Walter Gropius und Mies van der Rohe in Dessau studiert, aber ebenso waren überzeugte Corbusianer unter den Stilgebern. Deswegen – und natürlich wegen des Widerwillens nach dem Holocaust jede Art von Deutschartigem zu übernehmen – sprach man lange vom „interntionalen Stil“.

Das Cinema Hotel war früher das Ester Kino

 

 




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