200 Jahre Thonet – in der Pinakothek der Moderne
DesignZum 200jährigen Jubiläum des Unternehmens Thonet hat Die Neue Sammlung-The Design Museum den Münchner Produktdesigner Steffen Kehrle eingeladen, in einer Neuinszenierung eine Ausstellung von Thonetmöbeln zu entwickeln. Sie zeigt die Pionierleistungen Thonets auf dem Gebiet der Bugholzmöbel und Stahlrohrmöbel, sie legt aber auch einen Fokus auf die Entwürfe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hin zu den jüngsten Modellen.
Wegbereiter der Bugholzmöbel war Michael Thonet (1796-1871]. Der aus dem rheinischen Boppard stammende Schreinermeister setzte bleibende Maßstäbe für die Formgebung des Maschinen- und Industriezeitalters. Er schuf sein fundamental modernes Formenrepertoire aus den von ihm entwickelten, neuen technologischen und produktionstechnischen Möglichkeiten.
Thonet verwirklichte ein zukunftweisendes Prinzip: Form als Ergebnis industrieller Fertigungsmethoden. Die grandiose Leistung bestand in einem Verfahren, zunächst Furnierpakete, später massive Buchenholzstäbe unter Dampfeinwirkung und Druck in geschwungene Formen zu biegen – ein Verfahren, das sich bestens für die Serienproduktion eignete.
Die weitblickende kaufmännische Strategie und Vertriebspolitik machten das Unternehmen, das seit 1842 seinen Hauptsitz in Wien hatte, zu einem einzigartigen globalem Möbelimperium. Bis zum Ersten Weltkrieg kamen über 1400 Modelle auf den Markt. Trotz dieser Fülle besaßen viele Möbel standardisierte Elemente; Typisierung und Serienproduktion erlaubten erschwingliche Preise. Mit dem Aufkommen der Stahlrohrmöbel Ende der 1920er-Jahre erweiterte Thonet seine Produktion auf diesen neuen Bereich und wurde in den 1930er-Jahren der weltweit größte Produzent von Stahlrohrmöbeln, die unter anderen von berühmten Protagonisten des Bauhauses wie Ludwig Mies van der Rohe oder Marcel Breuer stammten.
Diese Möbel mit ihrer industriell geprägten Formensprache standen für eine neue Zeit und eine Haltung, die die Gesellschaft positiv verändern wollte. Die Zeit ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Firmensitz im deutschen Frankenberg ist geprägt durch Designer wie Eddie Harlis und Verner Panton, die mit Formsperrholz eine neue Formensprache entwickeln. In der jüngeren Zeit entstanden Entwürfe von Norman Foster, Konstantin Grcic, Stefan Diez oder Sebastian Herkner, die, auch wenn sie von historischen Vorbildern inspiriert sind, eine ganz eigene Handschrift des Designers tragen.
Thonet im werkhaus bei cbo – Wohn-Büro-Objekteinrichtung